Der durch die Flut 2021 völlig zerstörte 14 Kilometer lange Abschnitt der Ahrtalbahn zwischen Walporzheim und Ahrbrück nimmt wieder Form an. Ein Jahr nach dem offiziellen Baustart schiebt die Deutsche Bahn (DB) heute mit „Marienthal 2“ die erste von insgesamt 13 neuen Brücken an ihren Platz über der Ahr ein. In den frühen Morgenstunden haben die Fachleute damit begonnen, die 68 Meter lange und insgesamt rund 420 Tonnen schwere Konstruktion aus Stahl Stück für Stück in ihre zukünftige Position zu schieben.
In den vergangenen Monaten haben die Bautrupps die Pfeiler und Wiederlager gebaut und mit regionaltypischem Naturstein verblendet. Die neue Stahlbrücke haben die Expert:innen vor Ort aus Einzelteilen gefertigt. Für die großen Stahlbrücken „Mariental 1 und 3“ und „Bunte Kuh“ hat die Vormontage der Teile begonnen. Bei nahezu allen Brücken arbeiten die Fachleute gerade zeitgleich, um den engen Zeitplan zu halten. Zudem laufen die Arbeiten an fünf Tunneln, die für die Elektrifizierung vorbereitet werden.
DB-Konzernbevollmächtigter für Rheinland-Pfalz und das Saarland, Dr. Klaus Vornhusen: „Mit dem Einschub der ersten neuen Brücke haben wir einen wichtigen und symbolträchtigen Meilenstein für das Ahrtal erreicht. In kurzer Zeit bauen wir zusammen die Infrastruktur des ganzen Tales wieder auf. Die Kolleg:innen der DB und der Baufirmen investieren all ihre Energie, damit die Züge Ende 2025 wieder fahren können – und das umweltfreundlich unter Strom, statt wie bisher mit Diesel. Wir bedanken uns auch bei unseren Partner:innen im Land, im Kreis, und gerade auch bei den Genehmigungsbehörden, die diese Mammutaufgabe für wieder mehr Lebensqualität im Ahrtal gemeinsam mit uns schultern.“
Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer: „Die Wiederherstellung der zerstörten Bahninfrastruktur im Ahrtal kommt mit großen Schritten voran. Das ist eine große Erleichterung für die Menschen im Ahrtal. So kehrt nach der schrecklichen Flutkatastrophe Stück für Stück wieder Normalität zurück in das Ahrtal. Mit dem Wiederaufbau und der durchgängigen Elektrifizierung der Ahrtalbahn stellen wir die Weichen für einen attraktiven, modernen, nachhaltigen und klimafreundlichen Nahverkehr im Ahrtal für Schülerinnen und Schüler, Pendlerinnen und Pendler, Tourismus und Wirtschaft. Dank der bundesrechtlichen Beschleunigungsmöglichkeiten kann das Bauvorhaben in „Rekordtempo“ realisiert werden. Finanziell beteiligt sich die Landesregierung mit etwa 23,65 Millionen Euro an der Elektrifizierung. Zudem nutzen wir Synergien: Bahnstrecke und Radweg werden „aus einer Hand“ geplant und realisiert. Der technisch anspruchsvolle Brückeneinschub zeigt, welche vielfältigen Herausforderungen dabei zu meistern sind. Dies war nur möglich durch einen Kraftakt und eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligter – DB AG, Bund, Land, Kreis und Kommunen, Zweckverband, Planer und Bauunternehmen. Dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten herzlich bedanken!“
Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz, Katrin Eder: „Die Bilder der Flutereignisse in Spanien haben schlimme Erinnerungen an die Flutkatastrophe im Ahrtal hervorgerufen. Die Ahrstrecke ist damals durch die Flut zerstört worden. Im Zuge des Wiederaufbaus werden viele Bauwerke in hochwasserresilienter Bauweise errichtet. Zugleich wird die Strecke elektrifiziert. Zudem kann mit der Umstellung von dieselbetriebenen Zügen auf moderne Elektrotriebwagen mit Öko-Strom ein entscheidender Beitrag zur Erreichung der Klimaneutralität im Verkehrssektor geleistet werden. Die Elektrifizierung macht den ÖPNV und den Schienenpersonennahverkehr zu einer ressourcenschonenden und klimafreundlichen Mobilitätsalternative zum Individualverkehr. Die heutige Baumaßnahme ist damit ein Fortschritt hin zu einer nachhaltigen Mobilitätsform im Kampf gegen die Erderhitzung.“
Staatssekretärin am Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz, Petra Dick-Walther: „Das Besondere an der Brücke ist, dass hier die Bahninfrastruktur und die Radwegeinfrastruktur gemeinsam vorangebracht werden. Hier - direkt neben der Bahn - wird nämlich der Ahrradweg verlaufen. Der Überbau der Radwegebrücke wird auf die Brückenwiderlager gelegt; damit werden über Verkehrsträger hinaus Synergien genutzt. Den Radtouristen und den Alltagsradlern ihren Ahr-Radweg wieder zurück zu geben - dem Ziel kommen wir heute ein Stück näher.“
Der Wiederaufbau und die Elektrifizierung der Ahrstrecke zahlt auf das Programm S3 zur strukturellen Sanierung des DB-Konzerns ein. Dabei steht in der Infrastruktur die Verbesserung des bestehenden Netzes im Fokus. Ziel ist, dass die DB wieder pünktlicher, verlässlicher und profitabler wird. Damit entsteht eine stabile Basis für den weiteren Wachstumspfad der Strategie „Starke Schiene“, die darauf ausgerichtet ist, die Zahl der Fahrgäste und den Marktanteil der klimafreundlichen Bahn deutlich zu steigern.
Für zuverlässigeren und ökologischen Verkehr elektrifiziert die DB die Strecke mit dem Wiederaufbau und stattet sie mit moderner Leit- und Sicherungstechnik aus. Damit wird eine wesentliche Grundlage für einen 20-Minuten-Verkehrstakt auf der Strecke geschaffen. Die DB gestaltet die Infrastruktur so, dass sie künftig widerstandsfähiger gegenüber extremen Wetterereignissen ist. Dazu gehören Brückenkonstruktionen ohne Mittelpfeiler in der Ahr, die bei einem potenziellen Hochwasser möglichst wenig Angriffsfläche bieten.
Die Flutkatastrophe im Sommer 2021 hatte die Ahrstrecke teilweise komplett zerstört. Der erste Streckenabschnitt der Ahrtalbahn von Remagen bis Walporzheim ist bereits seit Ende 2021 wieder in Betrieb. Zwischen Walporzheim und Ahrbrück kommt der Wiederaufbau einem Neubau gleich und Busse ersetzen bis zur Wiederinbetriebnahme der Strecke die Züge. Die finanziellen Mittel für den Wiederaufbau stellt der Bund bereit. Die Elektrifizierung der Ahrtalbahn finanziert das Land Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Bund.