Klimaschutz: 4 Ideen für die Verkehrswende

Vom Tempolimit auf der Autobahn bis zur Einführung eines CO2-Preises – viele Vorschläge zur Mobilitätswende sorgen für hitzige Diskussionen. Doch es gibt weitaus mehr Ideen, über die es sich zu sprechen lohnt. Wir stellen euch vier davon vor, die gut für Verkehr und Klima sind.

Die Maßnahmen für die Verkehrswende sind vielfältig – und oft umstritten. Neben dem Dauerbrenner, die Geschwindigkeit auf 120 km pro Stunde auf Autobahnen zu beschränken, gibt es jedoch weitere Themen, die mehr Aufmerksamkeit verdienen. Wie kann zum Beispiel der klimafreundliche Verkehr von morgen aussehen?

Urbane Seilbahnen nutzen

In Teilen Europas sind sie bereits Teil des ÖPNV: urbane Seilbahnen. Menschen schätzen sie, um schneller und entspannter über die Dächer von Großstädten wie Toulouse, Barcelona oder London zu schweben. In Deutschland kennen wir sie meist als festen Bestandteil der touristischen Personenbeförderung, zum Beispiel in Koblenz oder Köln, wo man per Gondel bequem von einem Rheinufer zum anderen schwebt.

Seilbahnen als Verkehrsmittel im ÖPNV: Ist das also bloß Zukunftsspinnerei? Im Gegenteil: Seilbahnen im urbanen Raum eignen sich hervorragend für Überbrückungen über Flüsse oder andere Hindernisse, für die sonst ein Tunnel oder eine Straße gebaut werden müsste. Der Vorteil: Eine U-Bahn zu bauen braucht 15 Jahre, eine Seilbahn lässt sich in 15 Monaten realisieren. Zum Vergleich: Der Seilbahn-Kilometer kostet etwa fünf Millionen Euro, ein U-Bahn-Kilometer 250 Millionen Euro. Dazu kommt: Eine Seilbahn ist leise im Betrieb, verursacht kaum Emissionen. Das gesamte System lässt sich ohne große Flächenversiegelung bauen.

Fest steht: Eine Seilbahn muss nicht für jede Stadt ein probates Verkehrsmittel sein und sollte zudem in das ÖPNV-Netz integriert werden. Dann aber kann eine urbane Seilbahn bis zu 3.500 Menschen pro Stunde befördern – und zählt damit zu den Massenbeförderungsmitteln.

In den nächsten Jahren können wir gespannt auf Bonn blicken, wo die Planungen einer urbanen Seilbahn schon sehr weit fortgeschritten sind. Dort wird es wahrscheinlich die erste Seilbahn in Deutschland geben, die in den ÖPNV integriert ist.

Tempo-30-Zonen in Städten

Mehr Tempo-30-Zonen innerorts! Das ist die Hauptforderung der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“. Gegründet wurde sie im Juli 2021. Über 859 Städte, Gemeinden und Landkreise haben sich daran beteiligt und rufen zu mehr Entscheidungsfreiheit bei der Anordnung von Tempolimits auf. Bisher war das aufgrund des Straßenverkehrsgesetzes nicht so einfach möglich. Doch gerade kommt Bewegung in die Verkehrspolitik. Das Straßenverkehrsgesetz soll erneuert werden. Kommunen sollen mehr Spielraum für Geschwindigkeitsbegrenzungen bekommen.

Das heißt, freiere Fahrt für Tempo-30-Zonen! Laut einer Studie des Umweltbundesamtes haben sie viele Vorteile: höhere Verkehrssicherheit, besserer Lärmschutz, saubere Luft und auch häufig die Förderung von Fuß- und Radverkehr sowie eine höhere Aufenthaltsqualität. Auch europäische Großstädte wie Barcelona haben positive Erfahrungen mit verkehrsberuhigten Zonen, den sogenannten „Superilles“, gemacht. Hier haben Menschen zu Fuß und zu Rad mittlerweile Vorrang vor Autos.

Wende beim Pendeln

22,4 Prozent der klimarelevanten Emissionen des Personenverkehrs entfallen auf das Berufspendeln, so eine Studie von Agora Verkehrswende. Millionen von Pendler:innen in Deutschland fahren jeden Tag oft weite Strecken zur Arbeit – meist mit dem Auto, meist alleine. Das ist nicht nur schlecht fürs Klima, sondern droht auch die Infrastruktur zu überlasten. Hinzu kommt: Pendeln mit dem Auto verbraucht wesentlich mehr Fläche als Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad oder zu Fuß.

Eine Wende im Pendelverkehr wird durch viele Maßnahmen möglich. Ein wichtiger Hebel ist laut der Studie ein massiver Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, etwa durch eine höhere Taktung, Quartiersbusse (mit Quartiersbussen werden bestimmte Stadtteile und Wohngebiete erschlossen, die noch keinen direkten Zugang zum ÖPNV-Netz haben) und neue Lösungen für die letzte Meile. Aber auch durch die Einführung eines Mobilitätsgeldes statt einer Pendlerpauschale. Denn Letztere entlastet vor allem Besserverdienende. Das Mobilitätsgeld soll dabei einkommensunabhängig ausgezahlt werden.

Wenn es nach den Verkehrsexpert:innen der Studie geht, könnte die Zukunft des Pendelns einfach so aussehen: weniger mit dem Auto unterwegs sein, viel mehr mit Bussen und Bahnen oder bei kürzeren Strecken mit dem Fahrrad.

Radfahren sicherer machen

Immer mehr Menschen steigen aufs Rad oder Elektro-Bike um. Der zunehmende Radverkehr führt aber auch zu neuen Sicherheitsproblemen. Expert:innen der Unfallforschung der Versicherer (UDV) haben Vorschläge entwickelt, die den zunehmenden Radverkehr sicherer machen könnten.

Darunter findet sich auch die Idee zur besseren Sicherung von Grundstückseinfahrten. Fast jeder fünfte Unfall zwischen Radfahrenden und einem Auto spielt sich an den Zufahrten zu Firmengeländen, Tankstellen, Supermarkt-Parkplätzen und Parkhäusern ab. Fast jeder siebte Unfall mit schwer verletzten oder getöteten Radfahrenden passiert an einer solchen Grundstückszufahrt. Je nach Frequenz und Lage könnten die Kommunen für die Zufahrten freie Sichtachsen, das Anbringen von Spiegeln oder sogar die Installation einer Ampel vorschreiben.

Gerade in Großstädten kommt es darüber hinaus immer wieder zu Unfällen und schweren Verletzungen von Radfahrer:innen, wenn die Autotür unachtsam geöffnet wird. Ein einfacher Schulterblick, den viele Menschen vergessen, würde sogenannte „Dooring“-Unfälle verhindern. Aber auch Assistenzsysteme im Auto könnten das unachtsame Öffnen der Autotüren vermeiden. Denn in vielen neueren Fahrzeugen sind sogenannte „Totwinkelwarner“ verbaut. Wenn diese Systeme auch nach der Fahrt aktiv bleiben und warnen oder die Tür kurz blockieren, wenn sich eine Person auf dem Rad nähert, würde das Radfahren viel sicherer werden.

Fazit

Die Richtung stimmt, wenn die Seilbahn zum Überflieger im Verkehr wird oder mehr auf die Sicherheit von Radfahrern geachtet wird. Fest steht: Für die Mobilitätswende bedarf es einem umfassenden Ansatz, damit das Ergebnis maximal klimafreundlich wird und es braucht mehr als die Optimierung der altbekannten Themen, um nachhaltige Veränderung zu schaffen.

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